Kennen Sie schon Ihren Node?

Veröffentlicht
30. Juli 2025
Kennen Sie schon Ihren Node?
Noch nicht? Auch noch nie etwas von Node gehört? Dann geht es Ihnen wie den meisten Führungskräften. Höchste Zeit, das zu ändern! Denn Ihr Node entscheidet über Führungserfolg – ob Sie wollen oder nicht.

Hier kommt die Auflösung:
Vergessen Sie Gen Z, Gen Y und alle anderen Labels.

Die neue HR-Logik heißt: Node. Die klassischen Generationenkonzepte (Boomer, X, Y, Z und Alpha) werden aufgelöst – nicht das Alter definiert die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern WIE sie arbeiten.

Was genau ist nun ein Node – und warum ist das so relevant für Führung?

Der Begriff „Node“ stammt ursprünglich aus der Netzwerktechnologie. Dort steht er für einen Knotenpunkt – also eine zentrale Verbindungseinheit im System.

Übertragen auf die Arbeitswelt beschreibt ein Node:

👉 Wie jemand arbeitet, denkt, entscheidet, führt.

Dieses Konzept ist eine Antwort auf die zunehmende Kritik an Generationenkategorien in der HR-Forschung.

So bezeichnet etwa die renommierte britische Arbeitsmarktökonomin Emma Parry (Cranfield School of Management) Generationenmodelle als „wissenschaftlich nicht belastbar“ und fordert eine Abkehr von „altersbasiertem Stereotypendenken“ in HR (Parry/Urwin, 2021).

Auch ein Positionspapier auf ResearchGate (Parry/Urwin, 2023) kommt zu dem Schluss:

„Generational categories are a broken basis for human resource management practice.“

Der neue Ansatz über Nodes legt zugrunde, dass Alter und Generation Mitarbeiter/innen nicht ausreichend individuell differenzieren. 

Stattdessen dient das Verhaltensmuster im Arbeitskontext der Einordnung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.


Das Konzept dahinter:

Statt Menschen nach ihrem Geburtsjahr in Generationen einzuordnen, werden sie nach ihrem dominanten Arbeitsstil gruppiert.

Das ergibt klare, praxisrelevante Cluster – ganz unabhängig von Alter oder Hierarchie.

Die zugrunde liegende Methode stammt aus der Organisationspsychologie und orientiert sich u. a. an Modellen der Trait Activation Theory (Tett/Burnett, 2003) sowie aktuellen Verhaltensclustern im Kontext hybrider Arbeit (Deloitte Human Capital Trends, 2024).

Führende Unternehmen beginnen bereits, solche Node-Typologien intern einzusetzen – etwa zur Gestaltung individueller Learning Journeys, Teamzusammensetzungen oder Feedbackformate.


Aktuell lassen sich insbesondere fünf Nodes unterscheiden:

  1. Deep Diver
    – denkt analytisch, arbeitet strukturiert und fokussiert
    – liebt Tiefe, Ruhe und eigenständiges Arbeiten
    👉 Braucht Zeit – liefert Substanz
  2. Social Weaver
    – vernetzt, vermittelt, gestaltet Zusammenarbeit
    – stärkt das Miteinander und die Teamdynamik
    👉 Wirkt als kulturelles Bindeglied
  3. Change Navigator
    – agil, beweglich, lösungsorientiert
    – fühlt sich wohl im Wandel, bringt Neues voran
    👉 Bringt Tempo und Richtung in Transformation
  4. Structure Builder
    – organisiert, stabilisiert, etabliert Prozesse
    – sorgt für Ordnung, Klarheit, Verlässlichkeit
    👉 Hält das System funktionsfähig
  5. Remote Anchor
    – arbeitet effektiv im hybriden Setup
    – klar, selbstdiszipliniert, verbindlich – auch auf Distanz
    👉 Garantiert Leistung – unabhängig vom Ort


Diese fünf Node-Typen stammen aus einem kombinatorischen Modell, das derzeit unter anderem bei Josh Bersin Company, Harvard Business Review und Deloitte diskutiert wird (Deloitte Insights, Human Capital Outlook 2025).


🛠️ Was bedeutet das Node-Konzept für Führungskräfte konkret?

Wenn Führungskräfte in Nodes statt Generationen denken, verändert sich die Führungsarbeit auf vier zentralen Ebenen:

1. Differenzierte Führung statt Einheitsbrei

  • Nodes erlauben, gezielt auf unterschiedliche Arbeitsstile und Bedürfnisse einzugehen.
  • So können Sie z. B. einem Deep Diver ausreichend Fokuszeit geben und einer Social Weaver Raum für Teamdynamik.
  • Das erhöht Motivation und Leistung, denn Menschen fühlen sich gesehen – unabhängig von ihrem Alter.


2. Treffsichere Kommunikation

  • Mit dem Node-Modell adressieren Sie Mitarbeitende kontextgetreu – eher mit Zahlen & Daten oder mit Vernetzungsangeboten, je nach Node.
  • Das verbessert Verständigung und reduziert Frustration durch Missverständnisse.
  • Studien belegen, dass zielgerichtete Kommunikation positive Effekte auf Engagement und Vertrauen hat. 


3. Teamzusammensetzung mit Methode

  • Ein Team ist dann stark, wenn die Nodes ausgewogen vertreten sind: Struktur, Wandel, Tiefgang, Vernetzung, hybride Arbeit.
  • Bewusste Clusterung beugt Skill-Lücken, Silo-Bildung und Innovationsstaus vor.
  • Methoden wie Organisational Network Analysis zeigen, dass gemischte Netzwerke erfolgreicher sind. 


4. Entwicklung nach echtem Potenzial

  • Im Node-Modell entwickeln Sie Menschen gezielter: etwa indem Sie einem Change Navigator experimentelle Projekte geben oder dem Structure Builder Führungsverantwortung für Prozesse übertragen.
  • Das entspricht modernen HR-Insights, wonach Führung nach Ability, Motivation, Opportunity wirkt – wie in Plattform-Leadership-Modellen zu sehen ist.

 

🔗 Hier sind die Unterschiede alt vs. neu nochmals prägnant zusammengefasst:

Führungsschwerpunkt         

Generationen-Denken

Node-Denken

Führungsstil

Nach Alter gruppiert

Nach Arbeitsverhalten differenziert

Teamaufbau

Altersverteilung

Node-Balance für effektive Zusammenarbeit

Kommunikation

Standardbotschaften

Node-spezifische Ansprache

Entwicklung

Alters- oder Karrierestufen

Maßgeschneiderte Entwicklung nach Potenzial

🔭 Strategischer Ausblick: 

Das Konzept der Nodes ist mehr als ein Denkmodell – es verändert Fundamente von HR, Führung und Organisationsentwicklung.

Wer die eigenen Talente wirklich verstehen, entwickeln und binden will, kommt an der Frage nicht vorbei:


In welchem Node arbeitet diese Person – und was bedeutet das für ihre Rolle, ihr Umfeld, ihre Entwicklung?

Für CHROs und die Geschäftsführung heißt das:

  • Neue Wege in der Talentarchitektur
    Entwicklungspfade nicht mehr nur nach Karrierestufen, sondern nach Node-Profilen gestalten
  • People Analytics weiterdenken: 
    Verhalten, Haltung und Wirksamkeit sichtbar machen – für fundierte Entscheidungen in Führung und Teamentwicklung
  • Kultur gezielter gestalten:
    anstelle bisheriger Generationenansprache Führungshaltung, Feedback und Zusammenarbeit so definieren, dass jede Node sich verstanden und adressiert fühlt
  • Führungskräfte sensibilisieren: 
    weg vom Bauchgefühl, hin zur bewussten Differenzierung entlang von Node-Mustern



Organisationen, die in Nodes denken,
besetzen Schlüsselrollen passender, reduzieren Reibungsverluste in der Zusammenarbeit – und erhöhen die Wirksamkeit ihrer Führungsteams.

Wenn Sie sich in Ihrer Organisation zunehmend fragen, „Wie tickt dieses Team – und warum greifen klassische Entwicklungsmodelle nicht mehr?“, dann lohnt sich der Blick auf das Node-Konzept.

Denn wer in Nodes denkt, führt präziser.

Und wer präziser führt,
steuert Teams auch dann stabil, wenn sich Rahmenbedingungen schnell verändern.




Quellen:
Parry, E., & Urwin, P., 2021
Parry/Urwin, 2023
Tett/Burnett, 2003
Deloitte Human Capital Trends, 2024
Deloitte Insights, Human Capital Outlook 2025
ResearchGate
hrbrain.ai, Organisational Network Mapping for HR Leaders
frontiers